Das Buch ist da. Im Pfarrhaus, in der Postfiliale, nach den Gottesdiensten und Veranstaltungen in der Kirche und in der Stadtinformation.
Di 05.11.2024,
15:00 Uhr:
Seniorenkreis
So 10.11.2024,
14:30 Uhr:
Gottesdienst, 350. Kirchweihfest (Drittl. Sonntag d. Kirchenjahres) in Reichenbach
Die St. Johanniskirche Reichenbach/Oberlausitz hat ihre Ursprünge im 11./12. Jahrhundert.
Bei einem Stadtbrand am 11. September 1670 brannte sie vollständig aus. Die Kirchengemeinde mit ihrer Patronatsherrschaft - der Familie des Ernst von Gersdorf - bewältigte es, die Kirche mit neu hergestellten Einbauten bereits 1674 wieder weihen zu können.
Diesem gewaltigen und konzentrierten Bauvorhaben verdankt die St. Johanniskirche ihre stilistisch und gestalterisch einheitliche Ausstattung. 1685 erhielt die Kirche ihre vollständige Innenausmalung mit einem durchgängigen theologischen und künstlerischen Konzept. Die Bilderzyklen und die Dekoration der Ausstattung malte der Görlitzer Maler George Keyser. Der Künstler der raumhohen Wandmalereien im Chorraum ist noch unbekannt. Nach dieser Zeit folgten zeitnah die Epitaphien und im 19. Jahrhundert eine zusätzliche Empore und die Ladegastorgel.
Die heutige Reichenbacher Kirchengemeinde bemüht sich bereits seit DDR-Zeiten um die Erhaltung und Wiederherstellung des Gotteshauses.
Nach Abschluss der Außensanierung erfolgte 1993 eine umfassende restauratorische Befunduntersuchung an Wandfassungen und Ausstattungselementen des Innenraumes. Sie brachte zutage, dass unter einer nahezu vollständigen Übermalung von 1888 die originalen Fassungen, Malereien und theologischen Inhalte aus der Zeit um 1685 weitestgehend erhalten sind. Seit 1994 wurde der Bestand konserviert und es erfolgten die ersten Restaurierungen an einzelnen Ausstattungsstücken.
Durch starkes Engagement der Kirchengemeinde und eine sinnvolle Strategie der Einbindung von Spendern sowie durch die kontinuierliche - wenn auch prozentual abnehmende - staatliche Förderung konnten selbst so große Vorhaben wie die Restaurierung der 1. Empore Nordseite und der Orgelempore - und damit der Gemäldezyklen - realisiert werden. Das hier vorgelegte Gesamtkonzept folgt der vom Landesamt für Denkmalpflege 1993 bestätigten Denkmalpflegerischen Zielstellung für die Behandlung von Ausstattung und Wandmalereien weiter, die seit 1994 schrittweise verwirklicht wird: Die konservatorische und restauratorische Wiederherstellung der Fassungen aus der Zeit um 1685, ergänzt durch die bis 1742 schrittweise hinzugekommenen Epitaphien sowie die wertvolle Ladegastorgel von 1866.
Die außergewöhnliche Stileinheitlichkeit, die sehr hohe künstlerische Qualität und das faszinierende theologische Konzept für die Gesamtgestaltung, das Pfarrer Christoph Wiesener in den letzten Jahren aus den bereits sichtbaren Befunden herleiten konnte, rechtfertigen für dieses außerordentliche, überregional bedeutsame Objekt nicht zuletzt aus konservatorischen Gründen die weitgehende Rückführung auf den erhaltenen Bestand vom Ende des 17. Jahrhunderts. Die flächendeckende Renovierung von 1888 hat hier die Grundgestaltung und Grundaussage schrittweise verbaut und negiert.
Das hier vorgelegte Gesamtprojekt stellt auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse von 1993 und zusätzlich neu gewonnener Erkenntnisse der Restauratoren und der Nutzer der Kirche (die sich in den letzten 13 Jahren in der Summe Wochen und Monate in diesem faszinierenden Raum aufgehalten haben) einen Plan vor, wie innerhalb von 10 Jahren systematisch und mit konstant hohem Anspruch historische Aussage und Gestalt dieses Kirchenraumes wieder erlebbar und im Detail nachvollziehbar werden können. Die schrittweise Vorgehensweise wie in den vorangegangenen 13 Jahren erfolgreicher Erhaltungsarbeiten wird weiterverfolgt; nur wird nunmehr erstmals eine „Fertigstellung" ins Auge gefasst.
Diese Straffung, das Zu-Ende-Denken und eine strenge Systematisierung im Vorgehen ist Voraussetzung für die Gewinnung von Sponsoren. Die Gewinnung externer Gelder ist wiederum Voraussetzung für die Realisierbarkeit des Konzeptes. Restauratorische Grundsätze sind wie bisher: strikte Erhaltung des Originalbestandes, Wiederherstellung eines gepflegten, gealterten Zustandes ohne „klaffende Wunden", eine gewisse bewusste Flexibilität bei der endgültigen Entscheidung zum Umfang der wieder zu präsentierenden Wandmalereien, damit heutigen Sehgewohnheiten Rechnung getragen wird; ein sparsamer und verantwortungsvoller Umgang mit den finanziellen Ressourcen der Kirchengemeinde.
Das Gesamtprojekt „Restaurierung der St. Johanniskirche Reichenbach / OL 2006 - 2016" ist eine umfassend befundgestützte Vision zum einen und zum anderen die erstmalige systematische und fundierte Zusammenstellung aller nötigen Teilschritte bis zur endgültigen Verwirklichung der seit nunmehr 13 Jahren verfolgten denkmalpflegerischen Handlungsrichtung. Es ist das nach einem konsensualen Diskussionsprozess bestätigte Programm von Eigentümern, Landeskirche und Landesdenkmalpflege. Die Ausführung der Arbeiten soll in der angebenen Reihenfolge erfolgen; Konservierungs-/Restaurierungsarbeiten an Ausstattung und Wandmalerei sowie die begrenzten baulichen Eingriffe erfolgen dabei in koordinierter weise parallel.
Evangelische Kirchengemeinde Meuselwitz-Reichenbach, Theologische Begleitung und juristische Vertretung Pfarrer Christoph Wiesener, Kirchplatz 2, 02894 Reichenbach / OL Tel.: 035828 / 72494, Fax: 035828 / 71513, E-Mail: ekgm.meuselwitz-reichenbach@ekbo.de
Bauliche Beratung: Dirk Böhme, Dipl.-Bauingenieur; Büro für Bauuntersuchung und Restaurierung Laibacher Str. 29, 01279 Dresden, Tel.: 0351 / 251 2271, Fax: 0351 / 259 8536, E-Mail: bbr-boehme@t-online.de
Restauratorische Planung: Bereich Ausstattung: Anke & Jan Großmann, Dipl.-Restauratoren für Gemälde und polychromierte Holzskulptur (VDR) Ledenweg 29, 01445 Radebeul, Tel. + Fax: 0351 / 836 1553, E-Mail: Ankejangrossmann@aol.com
Bereich Wandmalerei: Frank-Michael-Heidrich, Dipl.-Restaurator für historische Architekturfarbigkeit Gersdorfer Straße 27, 02894 Reichenbach / OL Tel.: 035828 / 888 33, Fax: 035828 / 888 34, E-Mail: heiderest@gmx.de